Dienstag, 29. Dezember 2020

Wattenmeer ohne Wattwurm?

Die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) berichtet am 24.12.2020 unter dem Titel "Der Wattwurm verliert sein Refugium" über eine Schlauchalge, deren Ausbreitung den Wattwurm bedrängt.

Demnach richtet die vermutlich aus dem Pazifik hier eingeschleppte Alge Vaucheria velutina enormen Schaden an. Sie wurde im Sommer erstmals entdeckt vom emeritierten Professor Karsten Reise des Alfred -Wegener-Instituts. Seit dem hat sie sich explosionsartig ausgebreitet und bedeckt inzwischen eine Fläche von rund 280 Fußballfeldern. Wie konnte die Alge in die Nordsee gelangen? Die Wissenschaftler vermuten, dass der Neuling durch importierte Austern ins Wattenmeer eingeschleppt wurde. Diese werden nahe Sylt solange in Netzbeuteln gehalten, bis sie für den Verkauf groß genug sind.

Das Problem, welches die Schlauchalge verursacht, liegt darin, dass sich in ihren Algenfäden feiner Schlick verfängt. Er lagert sich dicht an dicht am Wattboden ab und verstopft so die Eingänge im Boden lebenden Wattwürmer. Welche Folgen das Schlickpolster für das Wattenmeer hat, ist noch nicht absehbar, so berichtet die Universität Göttingen. Innerhalb eines Sommers hat sich eine Schlickschicht gebildet, die bis zu 20 Zentimeter dicker ist, als der umliegende Sandboden. Karsten Reise beschreibt diese Schicht mit einer schwarzen Oberfläche, aus der faulig riechende Schwefelwasserstoffdünste aufsteigen. 

Somit erringt die Schlauchalge sogar den Status "Alge des Jahres 2021". Die Sektion Physiologie (Algenkunde) der Deutschen Botanischen Gesellschaft vergab diesen Titel, begründet mit "plötzlicher Dominanz" und "unabsehbaren ökologischen Folgen".

Die Alge Vaucheria velutina zeigt uns wieder einmal deutlich, dass unser Handeln manchmal unerwartete Folgen haben kann. Der Verkauf pazifischer Austern in einem Land weitab vom Pazifik mag ein gutes Geschäft sein, das was damit zusammenhängt, ist für die Natur das Gegenteil.