Donnerstag, 14. Juli 2011

Rezension - Unser Garten ist Gold wert – Eine Familie versorgt sich selbst

Gartenbücher gibt bereits viele.Im Ulmer-Verlag erschien jetzt ein weiteres und man fragt sich, ob sich all diese Bücher zu lesen lohnt. Ja, dieses Buch lohnt sich, denn es liest sich anders als andere.

Rudolphe Grozlèziat zog im Jahr 2002 mit seiner Familie von der Stadt aufs Land und begann dort ohne jegliches gärtnerisches Vorwissen einen Gemüsegarten anzulegen. Aus der Ich-Perspektive heraus schildert Grozlèziat seine ersten Erfahrungen, schreibt das Buch selbst jedoch nicht mehr als Anfänger, sondern als in der Praxis erprobter und inzwischen leidenschaftlicher Gärtner.

Im ersten Kapitel setzt sich der Autor mit der Frage auseinander: „Wozu ein Gemüsegarten?“ Der Leser findet nachvollziebare Antworten, wobei dieser Teil des Buches für gestandene Gärtner nur wenig neue Erkenntnisse bringt. Es ist jedoch das kürzeste Kapitel und bereits die zwei folgenden Kapitel „Gärtner werden“ und „Erst nachdenken, dann handeln“ lesen sich überraschend anders. Der Autor schreibt sehr persönlich
über eigene Erfahrungen, wobei Niederlagen genauso erwähnt werden wie Erfolge. Groslèziat geht in seinem Buch auch nicht davon aus, dass jeder Gärtner möglichst jede freie Minute mit Gartenarbeit verbringen muss. Er geht häufig darauf ein, was seiner Meinung nach sinnvoll ist und was sich der Gärtner ersparen sollte, um Zeit zu gewinnen. Das Gleichgewicht zwischen Aufwand und Nutzen im Gemüseanbau zu halten, ist für Grozlèziat sehr wichtig. Sein Weg, dieses Gleichgewicht zu halten, ist ein ökologischer Weg. Groslèziat setzt auf natürliche Mittel ohne Chemie und stellt fest, dass dies auch der zeitsparendere Weg ist. Ist erst ein ökologischen Gleichgewicht im Garten hergestellt, bleibt manche Entäuschung aus und vieles reguliert sich von selbst. Im ganzen Buch legt der Autor zusätzlich Wert darauf, dem Leser nahe zu bringen, dass sich ein Gemüsegarten auch finanziell lohnt. Von Anfang an hält Groslèziat alle Ausgaben und jede verbrachte Stunde für seinen Garten tagebuchartig fest. Dieses Datenmaterial lässt der Autor in allen Kapiteln immer wieder mit einfließen.

Der umfangreichste Teil des Buches „Das Gemüse im Garten“ enthält ausführliche Pflanzenporträts, wobei der Leser auch hier nur Pflanzen findet, über die Groslèziat wirklich Erfahrungen sammeln konnte. Da in seinem Garten bisher keine Gurken wuchsen, schreibt er auch nicht über Gurken. Dafür finden Gemüse wie Haferwurzel, Pastinake, Topinambur, Cardy, Neuseeländer Spinat und zahlreiche andere ihren Platz im Buch. Zu jeder Pflanze findet der Leser Angaben über Aussaat- und Anpflanzzeit, Standort und besondere Ansprüche, über Ernte und auch Samengewinnung. Ergänzt wird dies jeweils mit persönlichen Angaben über die Anbaufläche in Groslèziats Garten, seine Erntemenge, die sich daraus ergebende finanzielle Ersparnis und die Rentabilität für das Gemüse in Euro pro Quadratmeter. Allein diese detaillierten Angaben machen das Buch interessant. Aber auch für jene Leser, die sich weniger für die Rentabilität interessieren, ist das Buch empfehlenswert. Gerade weil Groslèziat als Anfänger begann, probierte er vieles vorurteilsfrei aus und schreibt in lockerem Ton, ohne missionieren zu wollen, über seinen Weg zu reichen Ernten im Garten. Dabei wirft er durchaus einmal Empfehlungen alter Gärtner aus seiner Umgebung oder aus Gartenbüchern über den Haufen. Groslèziat schreibt: „Die größte Qualität des Gemüsegartens besteht darin, dass er von blutigen Anfängern konzipert wurde, die weder die blasseste Ahnung von gängigen Ströhmungen noch vom Gartenbau überhaupt hatten. Deshalb entspricht er unserem Gelände, unserem Haus, unseren Vorlieben und Lebensumständen. Es ist unser Garten.“ Dieses Buch ist daher gerade für Anfänger geeignet, ohne alle bereits erfahrenen Gärtner auszuschließen. Diese dürften über das eine oder andere in Groslèziats Buch schmunzeln, sich mit eigenen Erfahrungen bestätigt fühlen und vielleicht über manches staunen.

Das Buch „Unser Garten ist Gold wert“ aus dem Ulmer-Verlag ist sehr gut gegliedert, mit zahlreichen Fotos bebildert, versehen mit Tabellen, einer ausführlichen Bibliographie, ebenso umfangreichem Register sowie Adressen im Web und endet mit dem Kapitel „Verbesserung der Gartenpraxis“. Hier schildert Groslèziat seine Vorhaben für die Zukunft.Wenn ich selbst als leidenschaftliche Gärtnerin und Imkerin ein Gartenbuch empfehlen sollte, dieses könnte ich ohne zögern benennen. Es hat mir persönlich große Freude bereitet, es zu lesen. Noch größer ist die Freude, es im Regal stätig zur Hand zu haben als nützliches Nachschlagewerk und anregende Lektüre für Regen- und Wintertage.

Eine Familie versorgt sich selbst
Rudorphe Groslèziat
Fotos Frank Boucout
256 Seiten, erschienen im Juni 2011
Eugen Ulmer KG 2011
ISBN 978-3-8001-7548-2

Weitere Rezensionen zu zahlreichen Büchern finden Sie unter Blog-Dein-Buch.de, über dessen Webseite ich auch auf dieses Buch stieß. Danke, es war das Lesen und Schreiben wert!

4 Kommentare:

  1. Danke für's Vorstellen, ich werde mal in der Buchhandlung durchblättern.
    VG
    Elke

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  2. Tolle Rezension! Vielen Dank. Eine echte Kaufentscheidungshilfe im positiven Sinne!!

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  3. Danke für Eure Kommentare. Es ist die erste Rezension, die ich überhaupt geschrieben habe. Weitere sollen aber folgen.
    Gruß Heike

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  4. Danke für deine Mühe=) Ich werds mir ma bei der nächsten gelegenheit anschauen:)

    Liebe grüße

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