Freitag, 25. April 2014

Gibt es Insekten mit Muttermilch? Jain!

Es klingt schon sehr seltsam, wenn von Insekten die Rede ist, die über Milchdrüsen verfügen und darin ein Sekret produzieren, das der Muttermilch von Säugetieren sehr nahe kommt. Aber die Natur bringt immer wieder Wunder hervor, auch wenn diese wundervollen Wesen, so gar nicht liebenswürdig sind. Es handelt sich um die Tstetsefliege, die den gefährlichen Erreger der Schlafkrankheit überträgt. Die kleine Fliege legt anders als ihre Namensvettern keine Eier, sondern lässt ihre Nachkommen im Körper heranwachsen. Diese ernähren sich von einem Milchsekret, dass die Fliege selbst produziert. Dazu braucht sie reichlich Nahrung. Das blutsaugende Ungeheuer findet sie unter anderem beim Menschen. Während des Saugens kann eine Tsetsefliege ihr eigenes Gewicht verdoppeln und ganz nebenbei überträgt sie einen tödlichen Erreger. Es beginnt mit einem erhöhten Schlafbedürfnis, geht über in Krämpfe und Lähmungen und kann ohne Behandlung zum Tod führen. Etwa 20.000 Menschen erkranken jährlich an der Schlafkrankheit.

Angesichts dessen ist es schon interessant, dass es Forschern gelungen ist, das komplette Erbgut der verhassten Fliege zu entziffern. Es sind rund 12.000 Gene, die das Tier in sich trägt. Lediglich 12 davon sollen für die "Milchproduktion" verantwortlich sein. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihnen die Kenntnis um das Erbgut der Tsetsefliege dabei hilft, endlich eine wirksame Strategie gegen die Ausbreitung der Schlafkrankheit zu finden.

Da es schwer ist, den Erreger mit Medikamenten ohne starke Nebenwirkungen zu bekämpfen, liegt es nahe, dem Überträger an den Kragen zu gehen. Allerdings lesen sich Ideen dazu (für mich) auch nicht beruhigend. Es wäre demnach denkbar, gentechnisch veränderte Tstesefliegen zu züchten, die den Erreger entweder nicht übertragen oder die sich gar nicht erst vermehren. Diese genetisch "harmlosen" Tsetsefliegen müssten aber "besser" sein, als ihre naturbelassenen Artgenossen. Das heißt, sie müssten diese im Laufe der Zeit aus ihrem angestammten Lebensraum verdrängen. Letztendlich würde die Ur-Tsetsefliege auf diese Art aussterben und durch eine vom Menschen geschaffene ersetzt. Zum Glück (und hoffentlich) muss man nicht alles tun, was machbar ist. Vielleicht finden die Forscher andere Möglichkeiten.

Mehr über die Forschungen an der Tstetsefliege sind im Artikel zum Thema auf Spiegel-Online zu lesen. Dort werden in einer Bilderstrecke auch Nahaufnahmen zum Insekt gezeigt.

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