Mittwoch, 27. Juli 2011

Singvögel im hohen Norden haben es nicht leicht

Bergfink Peashooter  / pixelio.de
Auch im hohen Norden brüten zahlreiche kleine Singvögel wie Finken, Regenpfeifer, Lerchen und viele andere. Sie ziehen über Winter in den Süden und legen dafür gewaltige Strecken zurück.

Kurzer Sommer für skandinavische Singvögel


Der Norden Skandinaviens ist ein unwirtliches Heim für seine Singvögel. Etwa sechs bis 12 Wochen bleiben ihnen, um ihre Jungen großzuziehen. Die meisten Singvögel aus dem arktisch-alpinen Fjell finden hier für kurze Zeit im Sommer Beeren und Insekten als Nahrung im Überfluss. Für den Rest des Jahres wandern sie zwischen 6000 bis 8000 Kilometer in den Süden nach Afrika. Den Flug aus dem warmen Süden zurück in den unwirtlichen Norden bezeichnen Ornithologen als Heimflug. Ein Heimflug, der den teilweise nur 15 bis 50 Gramm leichten Vögeln
enorme Energiereserven abverlangt. Ihr Körperfett liefert den Brennstoff für diese Leistung. Auf ihrer langen Flugroute benötigen die Vögel immer wieder Rastplätze, um möglichst viel zu fressen und ihre Fettreserven aufzufüllen. Diese Form der Wanderung wird als Rastwanderung bezeichnet. Die Vögel sind auf Rastplätze entlang ihrer Routen angewiesen. Es reicht nicht, sie in ihren Brutgebieten zu schützen. Die Biotope zwischen Afrika und dem hohen Norden müssen genauso erhalten werden.

Warum bleiben die Singvögel nicht in Afrika?

Warum setzen sich die Vögel überhaupt diesen Strapazen aus? Experten sind sich inzwischen einig. Im Juni und Juli hat auch das warme Afrika nicht genug Reserven für alle Vögel. Während der Brutzeit erhöht sich der Nahrungsbedarf der Vögel so stark, dass einige Tiere auswandern müssen. Ein Vogelpaar benötigt für sich und seine Jungen nun ein Mehrfaches an Nahrung. Da lohnt es sich, den Nahrungsüberfluss während des Sommers im Norden zu nutzen. Auch wenn die Wanderung Opfer fordert, die Sicherung der Art ist so besser gewährleistet, als im dann überforderten Afrika.

Welche Vögel brüten in Skandinavien?


Einige im hohen Norden brütende Singvögel seien hier genannt. Es sind: Schnee- und Spornammern , Bergfinken, Ohrenlerchen,  Ringdrosseln, Steinschmätzer, Alpenstrandläufer, Steinwälzer, Gold- und Mornellregenpfeifer. Ihnen allen drohen auch während der Brut Gefahren.

Habicht Michael Bührke  / pixelio.de
Ihr zahlreiches Erscheinen im Sommer zieht Beutegreifer an. Spezialisierte Vogeljäger sind Wanderfalke und Merlin. In den Randgebieten des baumlosen Fjell jagen Habicht und Sperber. Dabei bevorzugen Merlin und Sperber kleinere Singvögel. Habicht und Wanderfalke nehmen auch größere Vögel wie Regenpfeifer und Rauhfußhühner.            
So wie die Singvögel im Sommer von dem großen Angebot an Beeren und Insekten profitieren, sind sie ein Glied in der Nahrungskette für die Raubvögel. Diese kurzen Nahrungsketten im Norden sind recht anfällig. Wenn es zur falschen Zeit noch Schnee gibt, oder das Wetter während der kurzen Brutphase zu schlecht ist, fällt leider auch mal eine ganze Brutsaison aus
.
Quelle:
Tier und Pflanzenführer Skandinavien – Renate und Achim Kostrzewa – Kosmos Verlag 2006
ISBN: 3-440-10452-4

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen